News aus dem Kanton St. Gallen

«Von wegen verstaubt!»

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22.12.2016
«Wie können wir noch mehr Menschen fürs Singen begeistern?» Diese Frage beschäftigt Christine Graf vom Verband der evangelischen Kirchenchöre. Um das gemeinsame Musizieren zu fördern, findet ein innovativer Anlass mit prominentem Gast statt.

Von Micha Rippert

In der heutigen Zeit gerĂ€t das gemeinsame Singen in den Familien immer mehr in Vergessenheit. Diese Entwicklung hat sich der Verband der evangelischen Kirchenchöre im Thurgau (VEKT) zum Anlass genommen, ein Familiensingen unter prominenter musikalischer Leitung zu organisieren. «FrĂŒher trafen sich Kirchenchormitglieder aus dem ganzen Thurgau, um einen Tag lang ein Werk einzuĂŒben und es am Abend in einem Gottesdienst zu singen», erklĂ€rt Graf. FĂŒr sie ist klar, dass es wichtig ist, die Leute wieder neu fĂŒr das Singen zu motivieren. Beim VEKT ist man sich einig, dass es befriedigend sein kann, wenn verschiedene Generationen zusammen Musik machen. Graf erkennt, dass erste Singerfahrungen in jungen Jahren einen positiven Einfluss auf die SingaktivitĂ€t im spĂ€teren Leben haben. Ein Familiensingen, in dem Kinder, Eltern und Grosseltern zusammen Lieder einstudieren, eigne sich deshalb ausgezeichnet.

Einander etwas sagen

Linard Bardill, erfolgreicher Liedermacher, Autor und Musiker bekrĂ€ftigt, dass sich Kinder und Grosseltern viel zu sagen, zu geben und voneinander zu erfahren haben. Bardill nimmt am 14. Januar im Kirchgemeindehaus Sulgen die Gitarre in die Hand und wird durch das Familiensingen fĂŒhren. Er hat mit solchen Grosseltern-Kinder-Chören («Grokichor») bereits Erfahrung und ist sich deren Möglichkeiten bewusst. Bardill erzĂ€hlt, dass solch ein ehemaliger «Grokichor» fĂŒr einen Grossvater und seinen Enkel die einzige Möglichkeit war, sich in dem schwierigen VerhĂ€ltnis, in dem sie zueinander standen, zu sehen. «Sie waren acht Proben und vier Konzerte lang auf der BĂŒhne und haben sich einfach gegenseitig genossen», schwĂ€rmt Bardill. Er erkennt, dass solch ein Familiensingen eine grosse Chance fĂŒr die oft schwierigen FamilienverhĂ€ltnisse sein kann.

Gutes Leben feiern

FĂŒr ihn scheint ein solcher Anlass einen positiven Einfluss auf die Kirchgemeinde zu haben:Â Â«Ăœberall, wo sich die Kirche öffnet, entsteht ein Raum einer Gemeinschaft von Leuten, die ohne materielle Absicht das gute Leben feiern. » Der Kontakt zu den Grosseltern könne etwas Bereicherndes und Wegweisendes haben. FĂŒr den VEKT war es wichtig, dass der erste Familiensingtag unter einer erfahrenen Leitung stattfinden wird, darum hat man Bardill angefragt. FĂŒr diesen ist entscheidend, dass man die Lust zu singen, die in einem steckt, nicht «abwĂŒrgt». So zeigt seine Erfahrung, dass jeder und jede singen kann, auch wenn er oder sie es nur leise tun.

Entsteht ein stÀndiger «Grokichor»?

Entfacht das Familiensingen ein neues Feuer fĂŒr das gemeinsame Singen, so wĂ€re sogar an die Entstehung eines «Grokichors» im Thurgau zu denken, erkennt man beim VEKT. Trotz der Vorfreude ist sich Graf bewusst, dass man nicht zu viele Erwartungen in einen einzelnen Singtag stecken soll. «Es geht vorerst darum, die Freude am Singen zu wecken und zu zeigen, dass Kirchenchöre alles andere als verstaubt sind und sich auf Neues einlassen» erklĂ€rt Graf. Erst danach hoffe man darauf, im nĂ€chsten Jahr wieder einen solchen Anlass durchfĂŒhren zu können.

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