News aus dem Kanton St. Gallen

«Wann hat Gott Geburtstag?»

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25.05.2020
Eltern, Sonntagsschullehrerinnen und Katechtinnen müssen bekanntlich oft die kuriosesten Fragen von Kindern beantworten. Davor macht auch die Frage nach Gott nicht Halt.

Wann Gott Geburtstag hat, das können vielleicht die Kinder aus dem Sernftal beantworten. Denn hier in den reformierten Kirchgemeinden Chlytal gibt es eine Sonntagsschule. Für zwei Zyklen im Frühling und im Herbst treffen sich Kinder des Kleintals.

Sabina Elmer, Christine Stadler und Susanne Bernet laden dann ein, sich mit einer Geschichte aus der Bibel zu beschäftigen. Das war in den vergangenen Jahren zum Beispiel die Geschichte vom guten Hirten. «Es ist uns wichtig, aus den Geschichten das Gute herauszuholen. Was es heisst, dass ein guter Hirte jedes einzelne Schaf kennt und aufpasst, dass er keines verliert. Jedes ist einzigartig!», so Sabina Elmer.

Über den Glauben reden, Geschichten hören und kreativ sein, das macht die Sonntagsschule aus. Ziel ist jeweils ein gemeinsamer Gottesdienst, einer nach dem Frühling und der Weihnachtsgottesdienst, an dem dann das Krippenspiel aufgeführt wird. Das sind jeweils wunderschöne Anlässe, sagt Sabina Elmer, die auch die Eltern sehr geniessen.

Wenn man mit Kindern über den Glauben redet, dann kommen schon die Kleinsten ins Grübeln. Das erleben die drei Frauen aus dem Sernftal genauso wie alle, die mit Kindern kommunizieren. Was sagt mir das zum Beispiel, wenn mir ein Primarschüler auf die Frage, «Was würdest du Gott fragen?», antwortet: «Lieber Gott, warum haben Sie, als Sie die Welt erschaffen haben, den Menschen auf die Welt gebracht?» Zwei Rückfragen beschäftigen mich. Warum siezt er Gott und was meint er eigentlich damit? «Ja klar sage ich Sie, das ist doch Gott!» Dumme Frage also. Und das andere scheint genauso dumm. «Ist doch logisch», so die Antwort, «wir machen doch alles kaputt, was er gemacht hat!» Jetzt grübelt nicht mehr das Kind, sondern die Erwachsene.

Im Grab und bei Jesus?

Und auch andere Fragen bringen uns an die Grenzen. So fragt eine Sechsjährige aus Glarus ihr Mami: «Wie kann Gott in mir sein und gleichzeitig woanders?» Oder sehr viel trauriger als Reaktion auf den Tod eines kleinen Mädchens: «Wie kann sie jetzt da in dem Grab sein und gleichzeitig bei Jesus?» Fragen, die der gebildetste Theologe nicht beantworten kann. Und auch die Aussagen in der Bibel sind an der Stelle so schwer zu verstehen. Was bedeutet das, wenn es an Auffahrt heisst, dass Jesus jetzt bei Gott ist und doch da, weil er uns den Heiligen Geist sendet? Da stossen wir an die Grenzen unserer Vorstellungskraft.

Und doch erzählen wir von unserem Glauben, so wie die Frauen im Kleintal. Wenn wir ein offenes Ohr haben, kreativ mit den Fragen umgehen und auch zugeben, dass wir nicht auf alles eine Antwort haben. Und manchmal dürfen wir auch lachen. Etwa bei der Frage eines Kindes aus dem Muki-Treff in Glarus: «Wann hat Gott Geburtstag?» Oder auch diese hier. Eine Primarschülerin aus Glarus meint: «Wir Menschen hatten bei der Schöpfung einfach Glück, als wir am Glücksrad gedreht haben und oben ERDE stand und nicht MARS. Auf dem Mars hätten wir ja gar nicht leben können.»

Dagmar Doll