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Leben & Glauben, Kultur

Beten – Gespräch mit Gott

07.12.2020
Das Beten ist in fast allen menschlichen Gesellschaften verbreitet. Menschen beten, fast so selbstverständlich, wie sie auch weinen oder sich freuen. Die Jahresausstellung der Stiftsbibliothek St. Gallen geht ab dem 8. Dezember der Geschichte des christlichen Betens nach.

Erbe von Judentum und Antike 
Unsere christliche Praxis des Betens als Gespräch mit Gott wurzelt in der reichen Gebetstradition des Judentums und der griechischen und römischen Antike. Die Psalmen, ein Wunderwerk an Gebeten, sind Zeugen dafür, und der griechische Dramatiker Euripides formulierte: «Denn das Herz bedarf im Tanz der unerbittlich eisigen Welt des Betens.» Die Geschichte führt aber noch viel weiter zurück bis zu uralten Kulten in vorhistorischer Zeit. Das Gebet ist mit der Entwicklung der menschlichen Kulturgeschichte eng verwoben. Es schöpft aus den Tiefen unserer Existenz und dem Bedürfnis nach einem Umgang mit Freude und Mut, Trauer und Angst. 

Viele Formen und Farben 
Seit der Zeit Jesu wird im Christentum das Gespräch mit Gott intensiv und in vielen Formen und Farben gepflegt. Die alttestamentlichen Gebete, das Vaterunser oder auch das Magnificat Marias haben bis heute nichts an Ausstrahlung verloren, der Gebetsschatz wird aber immer wieder darüber hinaus erweitert und verändert. Es gibt viele Gebetsformen und Gebetsfarben, vom individuellen Stossgebet bis zu stark ritualisierten Kettengebeten wie dem Rosenkranz. Gottesdienste sind oft eine kunstvolle Abfolge allerhand verschiedener Gebetstypen, die ganz unterschiedlich vorgetragen werden: allein, gemeinsam, im Wechsel, still, laut, gesungen, unterstrichen und vertieft durch Gesten, Gerüche oder Lichter. 

Grosser Einfluss auf unsere Kultur 
Die jüdisch-christliche Gebetstradition ist nicht nur eine religiöse Angelegenheit. Sie hat insgesamt wesentlich zur europäischen Kultur beigetragen, auch in der Dichtung, der Musik und der bildenden Kunst. Selbst in unserer säkularisierten Welt widmen immer noch unzählige Frauen und Männer dem Beten viel Zeit. Und dem Beten mindestens ähnliche rituelle Formen werden auch im Sport, am Rockkonzert oder an der Börse gepflegt. 

Gebetsskepsis 
Die europäische Kultur ist allerdings auch eine Hochburg der Gebetsskepsis. Schon Jesus betonte gegen diese Skepsis wiederholt, dass Beten hilft. Und er war sich am Kreuz nach den Evangelisten Markus und Matthäus nicht sicher, ob Gott ihn verlassen hat. Religionskritische Philosophen von Diogenes bis Immanuel Kant und natürlich auch der philosophische Atheismus gehen hart mit dem Beten ins Gericht. Für Kant etwa war das Beten ein «vermessener Wahn». Trotzdem ist es nicht verschwunden. 

Deutschsprachige Gebetbücher 
Neben den biblischen Gebeten und den Psalmen, der Gebetstheorie und verschiedenen Gebetsformen stehen in der Ausstellung deutschsprachige Gebetbücher des Spätmittelalters im Zentrum. Dabei entdecken wir individuelle Zeugnisse des Glaubens. Weil viele dieser Gebetbücher von weiblichen Besitzerinnen stammen, sind sie interessante Zeugnisse für die Geschichte der Frauen. Sie zeigen ihre religiösen Vorlieben und geben darüber hinaus wertvolle Hinweise zum Bildungsstand der Frauen, etwa zu ihrer Schreib- und Lesekompetenz. 

Fotografien betender Menschen 
Während im Bibliothekssaal Zeugnisse des christlichen Betens gezeigt und eingeordnet werden, weitet sich der Blick im Flur der Bibliothek. Fotografien der österreichischen Künstlerin Katharina Heigl zeigen betende Frauen und Männer unterschiedlicher Religionen. Dabei zeigt sich frappant und berührend, wie ähnlich das Gebet in allen Kulturen gepflegt wird. 

Die letzten Dinge 
Beten ist oft Auseinandersetzung mit den letzten Dingen, mit unserer Existenz, unserem Gelingen und Versagen, Leben und Tod. Das ist über Jahrtausende konstant geblieben. Insofern passt diese Ausstellung in unsere Zeit, die von einer Pandemie erschüttert wird, die unsere Gesundheit und unsere Art zu leben in Frage stellt. In Zeiten der Not gewinnt das Gebet an Bedeutung. 

www.stiftsbezirk.ch

 

Text und Bildmaterial: Stiftsbibliothek St. Gallen – Kirchenbote SG, 7. Dezember 2020


Von roundabout SG-APP (Rahel Schwarz) erfasst am 14.09 2018 11:50

Danke!

Vielen Dank für die Veröffentlichung des Artikels. Wir freuen uns über jedes interessierte Mädchen, über neue Partnerorganisationen oder Workshop-Anfragen. Freundliche Grüsse Rahel Schwarz kantonale Leiterin roundabout SG-APP

Von Anja Knöpfli erfasst am 20.11 2021 20:59

Taufbestätigung

Die Kantonalkirche ist Teil der Evangelisch-Reformierten Kirche Schweiz (Abgekürzt EKS). Diese empfiehlt allen Kantonalkirchen die Taufbestätigung oder Taufferinnerung zu feiern (Kap. 4.4 in der eigenen EKS Broschüre Tsufe in evangelischer Perspektive). Es ist eine Amtshandlung sogar in der Evangelischen Landeskirche Thurgau. https://eks.marc.beta.cubetech.ch/wp-content/uploads/2019/11/biblische_aspekte_taufe_de.pdf Leider wurde mir aber die Taufbestätigung schon verweigert n der Kantonalkirche St.Gallen von einem Pfarrer dieser, da ich Bisexuell bin und es wurde kein Stellvertreter organisiert! Leider hast du anders als im Thurgau kein Recht darauf, da es nicht in der Kirchenordnung von St.Gallen vorkommt! Wer Taufbestätigung auch kennt ist die überregionale Metal Church!

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