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«Hoffe, es geht wieder los»

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27.04.2021
Christine Graf ist Präsidentin des Verbands der Evangelischen Kirchenchöre im Thurgau (VEKT). Sie blickt zuversichtlich in die Zeit, in der Proben und kirchliches Singen wieder normal möglich sein werden. Und sie ist überzeugt, dass das Chorsingen sowohl für die Sängerinnen und Sänger als auch für das kirchgemeindliche Leben eine grosse Bedeutung hat.

Ein Jahr lang herrschte Schweigen. Erst seit kurzem können Kirchenchöre unter strengen Auflagen und mit maximal 15 Teilnehmenden wieder proben. Christine Graf, seit mehr als zehn Jahren Präsidentin des VEKT, beschreibt diese Zeit als umfassende Entbehrung. «Das Chorleben ist derzeit sehr erschwert. Die Proben konnten nicht stattfinden, was zum einen heisst, dass den Sängerinnen und Sängern die regelmässige gemeinsame Übung, das Training, fehlt. Darüber hinaus aber hat das Chorsingen auch soziale Bedeutung, nicht nur, aber natürlich auch für Menschen, die alleine leben.»

Fehlende Planungssicherheit
Das Singen von Konzerten und die gesangliche Gestaltung von Gottesdiensten gehören zu den Herzensanliegen der meisten Kirchenchöre. Derzeit ist beides schwer zu planen. Christine Graf, die zugleich im Vorstand und als Sängerin im Kirchenchor in Sulgen aktiv ist, weiss um die Enttäuschungen des letzten Jahres, in dem auch die Delegiertenversammlung des VEKT als Teil des 125. Jubiläums des Kirchenchors Sirnach kurzfristig ausfallen musste. «Im Sommer haben Chöre mit aufwendigen Schutzkonzepten und in kleinen Teilformationen geprobt. Die festliche musikalische Gestaltung des Reformations- und der Ewigkeitssonntag war für viele das Ziel. Aber bereits Anfang Oktober war klar, dass die Planung nicht zum Ziel kommen konnte.» Gelegenheiten zum Treffen im Freien hätten damals noch genutzt werden können, um zumindest das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

Neuanfang braucht alle
Gefragt, was es für den Neustart nach der Pandemie braucht, sagt Christine Graf spontan: «Dass möglichst viele kommen! Man- «Hoffe, es geht wieder los» che fragen sich, ob es ihre Stimme noch tue.» Es werde nötig sein, mit bekannten Liedern zu starten. «Und Übungen zur Stimmentwicklung wird es brauchen, damit alle wieder hineinfinden ins freudige eigene und gemeinsame Klingen.» In ihrem Kirchenchor versendet sie vom Chorvorstand in Sulgen immer am Probentag einen Brief, in dem sie auf den Link zum «Einsingen um 9» hinweist (einsingen-um-9.ch). Diese Aktion gebe Gelegenheit zum Üben daheim und schaffe Verbundenheit.

Mut zur Entwicklung
Dass in dieser Zeit nur ein Chor seinen Austritt aus dem VEKT gegeben hat, darin sieht die Präsidentin ein gutes Zeichen. Der Verband, der vor 27 Jahren mit 35 Chören startete, umfasst derzeit 18 Chöre. Vor allem die Kursarbeit des Verbandes werde auch heute geschätzt. «Singgruppen, die nicht dem Verband angehören, sind bei unseren Kursen gegen Kostenübernahme ebenfalls gern willkommen», betont Christine Graf. Aber nicht nur das Chorsingen ist ihr ein Anliegen. «Derzeit leiden auch die Gottesdienstbesuchenden darunter, dass sie nicht singen können. Der Gesang der Kirchgemeinde ist ein Teil des aktiven Feierns, der fehlt.» Es gelte, den Mut nicht zu verlieren und nach vorne zu schauen. «Wenn möglichst viele nun von der Möglichkeit der Impfung Gebrauch machten, wäre das von Vorteil für einen baldmöglichen Wiederbeginn. » Derzeit bereitet sich Christine Graf auf eine Zusammenkunft der Kirchenchorvorstände am 8. Mai vor. «Wir hoffen auf Präsenz, können aber zur Not auch via Zoom tagen, um nach Antworten auf die Frage ‹Wo stehen wir, und wie geht es weiter?› zu suchen», erläutert sie. Man spürt ihre Vorfreude auf die Zeit «danach», für die es jetzt die Weichen zu stellen gilt, um gute Bedingungen für den Chorgesang zu schaffen.

 

(Karin Kaspers-Elekes)

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