«Sendschreiben» von Paul Wellauer
«In den Thurgauer Kirchgemeinden wird vielfältige und grossartige Arbeit geleistet, von Angeboten für Kinder bis zu Seniorenanlässen. Gerade in Zeiten von Corona erweisen sich viele kirchliche Netzwerke und Initiativen als tragfähig und Nächstenliebe wird ganz konkret gelebt.
Für den Religionsunterricht, die Grundlage der Nachwuchsförderung, wird ein neuer Lehrplan eingeführt, Unterrichtende werden auf vielfältige Weise geschult, unterstützt und vernetzt.
Wo Gemeinden erkennen, dass sie den Anforderungen alleine nicht gewachsen sind, werden behutsam und nachhaltig gemeinsame Wege gesucht: Die beiden Gemeindefusionsprozesse der letzten Jahre verliefen fruchtbar und vielversprechend.
Über die Kantonsgrenzen hinaus wird die Thurgauer Kirche in vielen Bereichen als innovativ wahrgenommen, z.B. in der Freiwilligen- und Konfirmandenarbeit und bei Palliative Care. Der Kirchenrat und die Fachstellen leisten hier wertvolle Vor- und Unterstützungsarbeit, verlässlich, mit schlanken Strukturen und nahe am Puls des Gemeindelebens.
In Gesprächssynoden, Weiterbildungsveranstaltungen und auch im Kirchenboten wird offen, manchmal kontrovers, aber immer konstruktiv über die Inhalte unserer Kirche diskutiert. Das Evangelium als Grundlage unseres kirchlichen Lebens strahlt über Gottesdienste, Unterricht, diakonische Projekte und durch das praktische Handeln der Kirchenmitglieder in die Gesellschaft hinein. Dafür gebührt den Engagierten auf allen Ebenen Lob, Anerkennung und ein tief empfundenes ‹Vergelt’s Gott!›
Da und dort entdecke ich unnötiges ‹Gartehägli›-Denken, Neid und Argwohn: Weit hilfreicher ist es, wenn wir voneinander lernen, ‹best-practice›-Beispiele prüfen und für eigene Angebote nutzen, seien es gelungene kirchliche Initiativen in anderen Kantonalkirchen oder Konfessionen. Dabei gilt: ‹Kapieren und nicht kopieren›, d.h. Ziele, Zusammenhänge, Motivation erkennen und auf die lokale Situation anwenden. Gemeinsam mit dem ganzen Kirchenrat und den Fachstellen will ich gerne Netzwerke und Austauschplattformen dafür fördern und dazu auch die Mitarbeiterverbände (Musik, Sozialdiakonie, Mesmer, Pfarramt) einbinden und herausfordern.
Der Dialog mit Verantwortlichen aus Bildung, Kultur, Wirtschaft und Politik sollte aktiver gesucht und breiter gepflegt werden. Auch via soziale Medien kann die Thurgauer Kirche regional und kantonal noch aktiver auf die Bevölkerung zugehen. Bei pfarramtlichen Vertretungen will ich weiterhin ‹Gemeindeluft schnuppern› und das Wehen von Gottes Geist auf allen Ebenen des Kirchenlebens wahrnehmen und verstärken.» (Paul Wellauer)
Lesen Sie hier das «Sendschreiben» von Gegenkandidatin Christina Aus der Au.
Lesen Sie hier das Interview mit den beiden Kandidierenden fürs Kirchenratspräsidium.
Kurz und knapp
Wie steht Paul Wellauer zu den folgenden fünf Herausforderungen im kirchlichen Umfeld? Für die Antworten standen jeweils 280 Zeichen zur Verfügung.
Aussicht auf sinkende Kirchensteuereinnahmen
«Eine ‹Charmeoffensive› starten – etwas untypisch für die Schweiz: ‹Tue Gutes und sprich davon!› Die Kirche leistet von der Kinder- bis zur Seniorenarbeit einen wertvollen Beitrag an die Gesellschaft und ist unsere Investition mehr als wert, ob als Firma oder Einzelperson!»
Politisches Engagement der Kirche (z.B. Konzernverantwortungs-Initiative)
«Ich hätte mir gewünscht, dass die Landeskirche VertreterInnen beider Seiten zu kontroversen Gesprächen eingeladen hätte und das Gespräch bis zum persönlichen Beitrag des Einzelnen führen würde: Wie kann ich einen Beitrag leisten zu fairem und nachhaltigem Handel und Konsum?»
Thema «Ehe für alle» und sein innerkirchliches Spaltungspotenzial
«In der synodalen Arbeitsgruppe ‹Kirche & Homosexualität› übten wir das differenzierte und wertschätzende Gespräch. In einer Tagung aller Pfarrpersonen wird dies weitergeführt: Ich wünsche mir eine ebenso ausgewogene Stellungnahme dazu wie die Schrift ‹Den Weg zu Ende gehen.›»
Fusionsdruck für Kirchgemeinden
«Noch sind wir in der komfortablen Lage, dass Gemeinden aus eigenem Antrieb ‹von unten› mit Unterstützung der Landeskirche einen gemeinsamen Weg suchen. Austausch, Vernetzung, Lernprozesse zwischen Gemeinden und in Regionen sind mittel- und langfristig fruchtbar zu fördern.»
Kirche der Zukunft
«Bunter, vielfältiger, stärker von freiwillig Mitarbeitenden geprägt als heute schon: Nahe bei den Menschen, gleichzeitig biblisch ‹geerdete› wert- und zielorientierte ‹Kontrastgemeinschaft› zur Konsum- und Individualisierungsgesellschaft.»