News aus dem Kanton St. Gallen

Wenn der Ehemann Pfarrer ist…

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22.04.2016
…ist die Ehefrau Pfarrfrau. So wie Iris Hug und Elisabeth Kienast. Was das bedeutet, wie sich das traditionelle Bild der Pfarrfrau aufs persönliche Rollenverständnis auswirkt, wo sich beides überschneidet und unterscheidet, schildern die beiden unterschiedlichen Frauen aus Roggwil und Frauenfeld.

Von Brunhilde Bergmann

Niemals einen Pfarrer heiraten, nahm sich die Pfarrerstochter vor. Sie hat es doch getan und bereut es nicht. Elisabeth Kienast aus Frauenfeld lebt das Pfarrfrausein anders als ihre Mutter, die noch ganz im traditionellen Rollenverständnis verhaftet war und ihrem Schwiegersohn bekannte: «Wir Pfarrersleut‘ haben doch den schönsten Beruf der Welt!» Das Bild der orgelspielenden und kaffeekochenden Pfarrfrau scheint für Elisabeth Kienast zu verebben.

Grosses Engagement

Auch Iris Hug, Pfarrfrau aus Roggwil meint: «Pfarrfrauen mit eigener Berufstätigkeit haben verständlicherweise mehr Distanz zum Pfarramt ihres Mannes.» Sie selbst lebt noch eher das traditionelle Rollenbild. Iris Hug engagiert sich unter anderem beim Seniorenausflug, dem Konfirmandenlager oder geniesst das meditative Tanzen. «All dies gemeinsam mit meinem Mann Hansueli zu unternehmen, ist für uns spannend und abwechslungsreich», begründet sie.

Farbige Abwechslung

«Wenn man einen Pfarrer heiratet, sollte man sich schon mit der Rolle auseinandersetzen, damit sie bewusst gestaltet werden kann», sagt Elisabeth Kienast und weist auf den grossen Einfluss fürs Familienleben durch unregelmässige Arbeitszeiten an Wochenenden, Feiertagen und die vielen Abendveranstaltungen hin. «Durch das Wohnen im Pfarrhaus ist mir auch immer bewusst, dass die berufliche Situation meines Mannes ganzheitlich mit uns als Familie verknüpft ist. Überschneidungen sind kaum zu vermeiden.» Doch sie sieht darin auch Positives. Der Partner ist häufig im Haus, kann auch mal kurzfristig die Kinder betreuen oder an Kindergeburtstagen dabei sein. Die vielen berufsbedingten Besuche zum Essen erlebt sie – und die Kinder meistens auch – häufig als farbige Abwechslung und Bereicherung.

Schwierige Rollenabgrenzung

«Der Rolle als Partnerin eines Pfarrers kann man sich auch heute nicht ganz entziehen. Ich empfinde aber eine grosse Freiheit, ob und wie ich mich in die Gemeinde einbringen möchte.» Auch wenn vielleicht Themen an sie herangetragen werden, die eher mit ihrer Rolle statt mit ihrer Person zu tun haben, wird ihr kirchgemeindliches Engagement in Frauenfeld mit Wohlwollen wahrgenommen aber nicht erwartet. Am Schwierigsten findet Elisabeth Kienast die Rollenabgrenzung, wenn es um Freundschaften geht: «Wo hört meine Rolle auf und wo sieht man mich als Elisabeth? Wieviel Nähe lasse ich zu? Welche Beziehungen sollten besser auf der beruflichen Basis bleiben?»

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