News aus dem Kanton St. Gallen

Herausfordernde Gegenwart

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02.07.2018
Vom 31. Mai bis am 6. Juni weilte Gaby Bürgi Gsell, Leiterin der Fachstelle Kinder und Jugendliche in der Kirche – VOLL DABEI, als Delegierte des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunden (SEK) an der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in Novi Sad, der Hauptstadt der serbischen Provinz Vojvodina. Sie schnupperte an dieser Veranstaltung internationale Kirchenluft und erhielt einen Eindruck von der Vielfalt kirchlichen Engagements in Europa.

Fast 400 Teilnehmende aus 34 europäischen Ländern, davon 146 Delegierte mit Stimmrecht, trafen sich vom 31. Mai bis 6. Juni 2018 in Novi Sad. Eingeladen hatten die vier Mitgliedskirchen der KEK in Serbien – die Serbische Orthodoxe Kirche, die eine starke Mehrheit repräsentiert, die Ungarische Reformierte Kirche, die Slowakisch-Evangelische Kirche A. B. und die Methodistische Kirche. Die KEK wurde 1959, mitten im Kalten Krieg, von den europäischen Kirchen als Instrument zur Förderung des Friedens und zur Bewahrung der Einheit des euiropäischen Kontinents gegründet.

Die Wahl zur Delegierten

Das SEK fragte verschiedene Personen an und entschied aufgrund des eingereichten Lebenslaufes für den Einsitz als Delegierte an diesem Anlass. Gesucht waren in erster Linie kirchliche Mitarbeiterinnen, zwei wurden ausgewählt. Die gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen sollen die Delegierten in ihre Arbeit einfliessen lassen und ausstrahlen. Gaby Bürgi Gsell nutzte die gebotene Möglichkeit gemeinsam mit den anderen beiden Delegierten, Serge Fornerod, SEK, und Jeannette Behringern von der Züricher Kirche. Mit drei Vertretungen gehörte die Schweiz zu den grösseren Delegationen an der Konferenz.

Eindrücke

Für Bürgi Gsell ist klar, dass die Teilnahme eine sehr grosse Bereicherung ist. Ihre Eindrücke fasst Bürgi Gsell so zusammen: «Es kamen sehr viele Themen zur Sprache und ich lernte ein Europa kennen, das die unterschiedlichsten Gesichter hat. Je nach Herkunftsgegend der Vertretungen waren andere Schwerpunkte gefragt. Zentrale Diskussionsfelder waren Armut, Flüchtlinge, Säkularisierung und Minderheiten.» Zur herausfordernden thematischen Vielfalt gesellte sich dann auch das Staunen über unterschiedliche Gottesdienstformen und die Feststellung, wie verbunden die orthodoxen Kirchen mit den biblischen Geschichten sind. Eindrücklich war dabei die enge Verknüpfung der Geschichten mit den Orten ihrer Entstehung.

Besonders bemerkenswert waren die Berichte darüber, wie Geistliche in Syrien versuchen, ihr Land wieder aufzubauen. Sie setzen ihre ganze Kraft dafür ein, dass Menschen aus allen Religionsgruppen in das kriegsgeschädigte Land zurückkehren, damit das biblisch-geschichtliche Erbe erhalten bleibt. Diese Eindrücke bleiben und beeinflussen die Arbeit hier bei uns, ist Gaby Bürgi Gsell überzeugt.

Herausforderung Wahl neuer Vorstand

Bei der Zusammenstellung des neu zu wählenden Vorstandes zeigte sich, auf wie viele Details geachtet werden muss, damit die vielfältige Gemeinschaft über eine repräsentative Führung verfügt. Beachtet werden mussten unter anderem: geografisch unterschiedliche Gegenden, verschiedene Konfessionen, Frau und Mann, Minderheiten und Mehrheiten, junge und ältere Menschen etc.

Das bringt die Teilnahme für die Appenzeller Kirche

Die Teilnahme an diesem Anlass sensibilisierte Gaby Bürgi Gsell darin, vertieft auf den ganz konkreten Nutzen ihrer Angebote für die jeweiligen Besucherinnen und Besucher zu achten. Als ein grosses Thema in unseren Breitengraden, sieht Bürgi das Konferenzthema der  Säkularisierung. Wo wird der zukünftige Platz der Kirchen in der Gesellschaft sein? Wie kommen wir ins Gespräch mit Menschen, denen das kirchliche Denken und Handeln fremd ist? Wie können wir ihnen verständlich machen, was wir unter Gottesdienst und Dienst am Menschen meinen und wie wird sichtbar, dass wir danach handeln?   

Gaby Bürgi Gsell

Persönliche Randnotiz

Das schönste Erlebnis ausserhalb der Vollversammlung war die Einladung eines englischen Pfarrers, welcher als Gast an diesem Kongress teilnahm. Neil Lambert fuhr mit seinem Auto nach Serbien. Im Gepäck hatte er zwei Tische und sein bestes Porzellan. Jeden Mittag lud er zur Teatime ein. Jede und jeder fand Platz an seinem Tisch. Und so sass auch ich einmal bei ihm. Am schön gedeckten Tisch zusammen mit dem anglikanischen Bischof Christopher Hill, amtierender Präsident der KEK, ausgezeichnet mit der Ritterwürde der Queen und einem serbischen Paar, welches den Weg in den Park gefunden hatte, in der Hoffnung, ein paar Dinar zu erhalten. Alle nahmen sie mit strahlenden Augen an der schönen Tafel Platz und genossen das Beisammensein.