News aus dem Kanton St. Gallen

Die erste Frage ist: «Wer kommt sonst noch?»

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29.11.2018
Im Klettgau treffen sich Jugendliche in «Connect», dem einzigen Angebot der reformierten Kirche für junge Erwachsene nach der Konfirmation.

«To connect» bedeutet «verbinden». Der Name ist Programm bei «Connect», dem Angebot für junge Erwachsene der Reformierten Kirchgemeinden Beringen, Oberhallau, Gächlingen und Löhningen-Guntmadingen. Nutzen können Jugendliche das Angebot nach der Konfirmation. «Nach oben gibt es keine Alterslimite, man kann dabeibleiben, solange man sich zugehörig fühlt», sagt Connect-Hauptleiterin Tabea Frei aus Löhningen.
Die Idee zu «Connect» entstand, als sich zeigte, dass die Jugendlichen aus den reformierten Gemeinden das Angebot einer gemeinsamen Jugendgruppe mit den Chrischona-Gemeinden Schleitheim und Beringen nicht wahrnahmen. «Da merkten wir, dass wir etwas Eigenes brauchen auf dieser Stufe», so Frei. «Connect» besteht aus zwei Pfeilern. Zum einen treffen sich Jugendliche wöchentlich in Hauskreisen, den sogenannten «Connect Groups»: «Junge Erwachsene wünschen sich einen Ort, an dem sie vertrauen können. Sie wollen ehrliche Fragen stellen und erwarten ehrliche Antworten auf Alltags- und Lebensfragen», erläutert die Jugendarbeiterin. 

Freundschaften weiter pflegen
Zum anderen findet einmal pro Monat ein «Connect Event» statt, an dem alle Gruppen an Veranstaltungen teilnehmen. Wichtig dabei sei: Spass haben, ohne etwas beweisen zu müssen. «Darin können die Jugendlichen auch erfahren, dass Gott sie so annimmt, wie sie sind», sagt Tabea Frei. Das siebenköpfige Leiterteam begleitet drei «Connect Groups» mit insgesamt 15 ständigen Mitgliedern. Am ersten «Connect Event» im vergangenen Juni nahmen 23 Personen teil. «All diese jungen Leute hatten irgendwo bereits Berührungspunkte mit der Kirche», führt Frei aus. Viele würden heute zwar nicht mehr in der Jugendarbeit mitwirken. «Doch in der Zeit, in der sie zum Beispiel in einer Band, im Jugendgottesdienst oder im Leiterteam eines Konfirmandenlagers engagiert waren, haben sie Freundschaften geknüpft, die weit über ihre kirchlichen Aktivitäten hinausgehen und die sie weiter pflegen möchten.» Laut der Teamleiterin bietet «Connect» den Jugendlichen einen Ort, um diese Freundschaften zu pflegen, ohne den Kontakt zur Kirche zu verlieren.

Beziehungen aufbauen 
Tabea Frei betont, dass es den Jungen nicht in erster Linie um die Veranstaltungen geht. «In diesem Alter zählen die Leute, mit denen man zusammen sein will. Die erste Frage lautet deshalb immer: «Wer kommt sonst noch?» Die Jugendarbeit vor sowie nach der Konfirmation baue auf Beziehungen auf. «Bei uns sind es vor allem die Jugendarbeiter, die Beziehungen bereits vor der Konfirmation pflegen und so den Rahmen für neue Freundschaften schaffen», sagt Tabea Frei. 
Wo dieser Bezug fehle, sei es schwierig, junge Erwachsene für kirchliche Angebote zu gewinnen. «In vielen Gemeinden erleben Jugendliche nur den kirchlichen Unterricht, ohne weiter am Gemeindeleben teilzunehmen. Damit Jugendliche auch nach der Konfirmation dabeibleiben, muss man früher die Grundlage legen. Etwa indem man sie in die Aktivitäten einbezieht und sie Verantwortung übernehmen lässt», sagt Frei.
Adriana Schneider, 29. November 2018 

 

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