News aus dem Kanton St. Gallen

Es brauchte Zeit

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15.12.2021
Der Flüchtlingshilfeverein Agathu feiert sein 25-jähriges Bestehen. Dazu liegt ein Buch von Uwe Moor und Andreas Thürer über Kreuzlingen und die Flüchtlinge seit den 80er-Jahren vor. Darin aufgezeigt wird auch die wegweisende Unterstützung der evangelischen wie der katholischen Kirche.

Drei Referate und eine Mahnung des Berner Pfarrers Edi Wildbolz waren es, die die Kreuzlinger Bevölkerung 1988 für eine Welle an Flüchtlingen sensibilisieren sollten. «Die Welle folgte nicht so direkt, aber wir sahen die Probleme kommen», sagt Karl Kohli, Präsident des Vereins Arbeitsgruppe für Asylsuchende Thurgau (Agathu).

«Schandfleck der Nation»
Der ehemalige Präsident der Evangelischen Kirchgemeinde Kreuzlingen hat die prekäre Flüchtlingssituation seit Eröffnung der Empfangsstelle für Asylbewerbende 1988 hautnah miterlebt. Die Weisung des Bundesamtes für Flüchtlingswesen vom Juni 1992, dass alle Asylbewerbenden ohne Papiere abgewiesen werden sollen und Gesuche nur zu Bürozeiten bearbeitet wurden, brachte Kreuzlingen mit den Abgewiesenen in Kellereingängen und Hinterhöfen den unrühmlichen Titel «Schandfleck der Nation» ein.

Die Situation war chaotisch und mobilisierte verschiedenste Menschen. Engagiert waren unter anderen die spätere Kirchenrätin Hilde Schultz-Baltensberger, die bereits Ende der 80er-Jahre als Hilfswerksvertreterin die Essensabgabe von Freiwilligen in einem Militärzelt koordinierte. Oder Vroni Zimmermann, welche in der Rechtsberatung tätig war und dann die Arbeit von Agathu über Jahre prägte.

Mussten als Laien viel lernen
Zu ihnen gesellte sich später der reformierte Pfarrer Paul Rutishauser, der sich zeitlebens für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzte. Angespornt und unterstützt durch den evangelischen Kirchenrat, holte er Hilfsorganisationen sowie die katholische Kirche mit ins Boot und gründete eine Arbeitsgruppe. Kohli erinnert sich: «Wir waren Laien und mussten alle viel lernen.» Mit «alle» meint Kohli neben den Freiwilligen einerseits die Stadt, die befürchtete, dass wegen des Engagements noch mehr Flüchtlinge kommen und bleiben wollen.

Andererseits die Verantwortlichen des Bundes-Asylzentrums, die für Ordnung sorgen und sich an staatliche Vorgaben halten mussten. Kohli ist es heute deshalb wichtig, dass sich alle gegenseitig in ihrer jeweiligen Rolle anerkennen. Was mittlerweile auch gelungen scheint, da Agathu 2014 den Prix Kreuzlingen der Stadt und die Anerkennung als wichtige Entlastung von Roger Boxler, Chef des Empfangs- und Verfahrenszentrums Kreuzlingen, erhielt.

Die Broschüre kann bei info@agathu.ch bezogen werden.

 

(Claudia Koch)

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