#11: «Du mit deinen grauen Flügeln!»
Unsere Kinder waren noch klein. Der Älteste sechs Jahre alt und die Zwillinge vier. Die Sonntage verliefen immer etwa gleich. Wir machte am frühen Nachmittag einen kleinen Spaziergang, damit sich die Kinder austoben konnten. Wieder zu Hause, gab es einen Zvieri und danach wurde gespielt.
So auch an jenem 1. Adventssonntag. Zuerst sass ich mit den Kindern am Stubentisch und schrieb ihre Wünsche für das Christkind auf. Das Christkind werde aber selbst entscheiden, was es ihnen bringen werde, sagte ich. So blieb die Spannung bis Weihnachten erhalten. Die Kinder klemmten dann die Wunschzettel unter den heruntergelassenen Rollladen, damit das Christkind sie holen konnte.
Während die Kinder nun spielten, schlich mein Mann aus der Stube, klopfte an den Rollladen und zog die Zettel darunter hervor. Was für eine Aufregung! Die Kinder rannten ans Fenster und drückten ihre Nasen dagegen, aber das Christkind war schon wieder weg. Als mein Mann wieder die Stube betrat, rannten sie auf ihn zu. Jedes wollte ihm zuerst erzählen, was passiert war. Der Älteste erklärte aufgeregt, er habe das Christkind gesehen: «Es hat graue Flügel!» Von nun an sagte ich immer zu meinem Mann, wenn ich ihn necken wollte: «Du mit deinen grauen Flügeln!»
St. Galler Adventskalender
Leserinnen und Leser des St. Galler Kirchenboten haben erzählt, gedichtet und fotografiert. So ist ein einzigartiger Adventskalender entstanden mit Geschichten aus dem ganzen Kanton.
#11: «Du mit deinen grauen Flügeln!»