Als Mensch unterwegs
Hans Thomann erinnert sich, dass er bei einem Podium erklären musste, was für den Menschen Norm sei, was normal bedeute. Seine Antwort: «Normal ist beim Menschen, dass für ihn nichts normal sein kann und der Mensch in seinem Selbstverständnis und seinen Wertigkeiten stets im Wandel ist.» Hans Thomann sieht den Menschen als offenes, unabgeschlossenes Wesen: «Der Mensch muss sich aus den jeweilig aktuellen Anforderungen permanent neu entwerfen, platzieren, ausrichten und einordnen – stets in Austausch mit andern.»
Suche nach religiöser Heimat
Für Thomann ist es diese Dynamik, letztlich die Menschwerdung, die ihn fasziniert und ihn bei seinem künstlerischen Schaffen antreibt. Seine Werke wollen dazu anregen, «dass wir unsere Haltungen und Visionen stets hinterfragen und mit Alternativen experimentieren». Neu komme jetzt dazu, dass bei gefährdetem Humanismus die Menschen vermehrt wieder nach einer religiösen Heimat suchen, nach den Quellen des Lebens und der eigenen Göttlichkeit.
Kunst als Arbeit an sich selbst
Der Umgang mit Kunst wird für Thomann somit «zur persönlichen Arbeit an sich selbst». Da gehe es nicht mehr darum, ob etwas gefällt oder nicht gefällt, sondern darum, ob es ein Kunstwerk schaffe, neue Fragen aufzuwerfen, z.B. zu den Fragen der modernen Welt. Jede neue Generation müsse sich da neu einbringen können.
Ein Glücksfall
Hans Thomann, 1957 in Niederuzwil geboren, wollte Künstler werden. Die Eltern beharrten aber auf einer Erstausbildung, welche Thomann als Maschinenbaukonstrukteur bei Bühler machen konnte – im Nachhinein ein Glücksfall für den Künstler, der immer wieder auch grosse Skulpturen in allen möglichen Materialien herstellt. Ebenfalls als Glücksfall sieht er seine Familie. «Für mein Schaffen ist diese elementar – je älter ich werde, desto zentraler.»
Text und Interview: Andreas Schwendener | Bilder: Hans Thomann, St.Gallen – Kirchenbote SG, Juli-August 2017
Als Mensch unterwegs