Verzichten oder geniessen? – Eine Kontroverse I
Vielen Menschen in der Schweiz geht es sehr gut. Doch stellen wir uns folgende Frage zu wenig: «Brauche ich, was ich habe? Habe ich, was ich brauche?» Wie kann man darauf eine Antwort finden?
Nein sagen als Herausforderung
In der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag kann man auf Verschiedenes verzichten: auf Süssigkeiten, auf soziale Medien, auf Unpünktlichkeit. Man kann den Fleischkonsum reduzieren, Treppen steigen statt den Lift zu nehmen. Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Jede hat ihren Vorteil. Denn so steht mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zur Verfügung. Verzichten ist auch ein willkommener Anlass, um bewusst «Nein» zu sagen und sich einer Herausforderung zu stellen: Schaffe ich es, auf Fernsehen und Serien zu verzichten?
Blick auf Mitmenschen richten
Verzicht lehrt mich, bewusster zu geniessen und dankbar dafür zu sein, was ich habe. Indem ich verzichte, wird mir bewusst, wie gross mein Wohlstand eigentlich ist. Eine wunderbare Erfahrung war, dass mir das Verzichten half, den Blickwinkel zu wechseln: weg von den eigenen Bedürfnissen, hin zu anderen Menschen.
Im Verkehr den Vortritt lassen
Der Verzicht ist der Bruder des Schenkens. Auch das Schenken führt zu einem Perspektivenwechsel, verändert das Miteinander. So können selbst Kleinigkeiten das Zusammenleben positiv verändern: jemandem ein Lächeln schenken, ein Kompliment machen, im Verkehr jemandem den Vortritt lassen. Ob ich verzichte oder schenke, beides sendet ähnliche Signale aus: dass ich meine Mitmenschen wirklich wahrnehme und dabei auch Kleinigkeiten beachte.
Gemeinschaftserlebnis
Sein Verzichtsvorhaben kann man bei «40 tage ohne» online anmelden, am besten zusammen mit Freunden. Dadurch wird es zu einem Gemeinschaftserlebnis und der Verzicht fällt leichter.
Wie Stefan Degen, Redaktor des St. Galler Kirchenboten, über die Frage des Verzichts oder des Geniessens denkt, lesen Sie hier.
Text: Kim Etter | Foto: Pixabay – Kirchenbote SG, Februar 2020
Verzichten oder geniessen? – Eine Kontroverse I