News aus dem Kanton St. Gallen

Kirchgemeinden spannen den Bogen für die Männer

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27.04.2017
Frauen sind in der Regel religiöser und spiritueller als Männer. So belegt es eine Studie des Bundesamts für Statistik. Aber auch viele Männer stehen der Kirche und dem Glauben positiv gegenüber. Das nutzen Thurgauer Kirchgemeinden. Einige Beispiele, wie sie Männer «packen».

Das Bild ist vielerorts das Gleiche: Die kirchlichen Aktivitäten werden von Frauen geprägt. Doch es gibt viele Thurgauer Kirchgemeinden, die es verstehen, Männer zu erreichen.

Zur Mitarbeit motiviert
In Sitterdorf-Zihlschlacht hat Pfarrer Jürgen Neidhart einen halbjährlichen Männertreff ins Leben gerufen: Er hat sich zuerst selber mit dem Thema auseinandergesetzt, was Männer begeistern könnte. Das Buch «Warum Männer nicht zum Gottesdienst gehen» (Buchtipp) hat ihn – wie auch den Felbener Pfarrer Dirk Oesterhelt – besonders fasziniert. Die dabei entstandene Vision für Männer hat Neidhart mit einigen Männern seiner Gemeinde bewegt und sie für die Mitarbeit motivieren können. In Sulgen-Kradolf sind die «freiwilligen Männer» die treibende Kraft – Pfarrer Uwe Buschmaas übernimmt hauptsächlich die Koordination. Nach einem ersten, «rein evangelischen» Start vor mehreren Jahren wurde 2014 auf ökumenischer Basis nach einem Impuls von katholischer Seite ein Neuanfang gewagt, erinnert sich Pfarrer Frank Sachweh. Er und Buschmaas haben aus den Erfahrungen dieser Jahre gelernt, in denen es manchmal nicht einfach war, das Erwartungsspektrum zwischen geistlicher Arbeit und Aktionen unter einen Hut zu bringen. Eines weiss Buschmaas deshalb: «Männer sind auch Menschen. Sind Männer unter sich, entsteht eine eigene Dynamik.»

Dynamik dank Vorreitern
Immer wieder braucht es Vorreiter, damit etwas in Bewegung kommt – Kirchgemeinden lernen voneinander: Den entscheidenden Anstoss bekam man in Sitterdorf-Zihlschlacht beispielsweise vor Jahren an einem Informationsabend für die Männerarbeit in der Evangelischen Kirchgemeinde Weinfelden mit Eventpfarrer Fredy Staub. In der Zwischenzeit hat Jürgen Neidhart seine eigenen Erfahrungen gesammelt: «Es ist wichtig, persönlich zu werden und auch von Krisen, Rückschlägen und Fehlern im Leben zu sprechen: Gerade das ist es ja, was wir Männer oft noch lernen müssen: ehrlich, offen und transparent zu kommunizieren.»

Gestärkt in den Alltag
In Felben trifft sich eine Männergruppe vier bis sechs Mal im Jahr zu gemütlichem Zusammensein oder Freizeitaktivitäten mit Abendessen. Dazu können schon mal Whiskey und Zigarre und ein Input einer Persönlichkeit aus Politik, Wirtschaft, Sport oder Kirche gehören. Zusammen mit einem Pfarrkollegen hat Dirk Oesterhelt das Männerforum an speziellen und niederschwelligen Orten gestartet – zum Beispiel in einer Tabaklounge oder auf Schloss Wellenberg. Oesterhelt ist überzeugt: «Männer nur unter sich – das tut den Männern sehr gut. In einer vertrauten Atmosphäre ergeben sich häufig tiefe Gespräche und persönlicher Austausch. So gehen sie auch wieder verändert und gestärkt in ihre Beziehungen und Familien zurück oder stehen ihren Mann im Beruf.»

Beziehungen pflegen
In Aadorf arbeitet das Dreierteam mit Kirchenpräsident Stefan Kormann, Kirchenvorsteher Hans-Peter Niggli und Diakon Mathias Dietz federführend zusammen. Nebst Spass und Freizeitgestaltung wolle man bewusst den Kontakt zur Kirche, zu den in der Kirche engagierten Menschen und zu Gott fördern, sagt Mathias Dietz: «Wir glauben, dass die Kirche oder eine christliche Gemeinschaft für Männer wichtig sein kann. In vielen Bereichen im Leben müssen die Männer ihren Mann stehen, oft bleibt für andere Bedürfnisse, die Art des Umgangs oder für die Gefühlsebene kein Raum. Wir wollen in einer lockeren Art mit attraktiven Angeboten mit den Männern in Kontakt kommen und sie mit Gott und dem Wort Gottes vertraut oder wieder vertraut machen.» Dietz freut sich zudem über generationenübergreifende Bereicherung. Sowohl Buschmaas, Dietz, Neidhart wie Oesterhelt machen die Erfahrung, dass persönliche Beziehungen den Zugang erleichtern und es einfacher werde, Nachbarn oder Arbeitskollegen einzuladen, die sonst keinen Zugang zur Kirche oder zum Glauben finden würden.

Roman Salzmann (1. Mai 2017)

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