News aus dem Kanton St. Gallen

Starkes Signal für Hoffnung und Frieden

min
31.03.2023
In der Schaffhauser Stadtkirche beteten Menschen aus verschiedenen Kulturen und Religionen für Frieden.

«Ich weiss von keiner Religion, in der nicht der Wunsch nach Frieden im Zentrum steht.» Mit diesen Worten eröffnete Kirchenratspräsident Wolfram Kötter das Friedensgebet in der Kirche St. Johann in Schaffhausen. Die drei Landeskirchen, die Schaff­hauser Menschenrechtstage und der «Interreligiöse Dialog» hatten zu einer gemeinsamen Gebetsfeier eingeladen, um nach einem Jahr Krieg in der Ukraine ein Zeichen der Solidarität zu setzen.

Viele Sprachen, ein Ziel

Viele waren der Einladung gefolgt, das Mittelschiff der Kirche war gut besetzt. Auf der Bühne bildeten Vertreterinnen und Vertreter von verschiedenen Religionen einen grossen Halbkreis. Die Stimmung in der Kirche war andächtig, ja fast schwermütig, angesichts des traurigen Jahrestages.  Gut, dass Flora Kovac an der Violine, Ludovit Kovac am Cymbal und Rebekka Weber am Klavier die Gebete und Zwischentexte mit osteuropäischen Klängen aufzu­lockern wussten. Spontan spielte auch ein ukrainischer Strassenmusikant mit seinem Akkordeon mit.

Klare Worte fand Regierungsprä­sident Dino Tamagni in seiner An­­sprache, als er sagte, dass Putins  völkerrechtswidriger Angriff die Welt verändert habe. «Sicherheit und Frieden sind nicht selbstverständlich, wir müssen uns bewusst dafür entscheiden, Frieden zu schaffen», so Tamagni. Der Angriff auf die Ukraine sei eine Absage an Demokratie und Völkerrecht. «Es ist unsere Verantwortung, der Ukraine in ihrem Kampf zu helfen und uns für die Gleichbehandlung aller Menschen einzusetzen.» Rund sechshundert Ukrainerinnen und Ukrainer hätten seit Kriegsbeginn im Kanton Schaffhausen Zuflucht gefunden. «Sie zu  unterstützen, erfordert das Enga­gement von uns allen.»

 

«Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn der Frieden ist der Weg.» 

Mahatma Gandhi

 

Der katholische Pfarrer Urs Elsener las die Geschichte eines Front­soldaten, der von zu Hause träumt, während um ihn herum die Bomben fallen. Ilana Jäckel von der jüdischen Gemeinde trug einige Verse aus Psalm 85 auf Hebräisch vor, bevor die Musikanten das Lied «Hevenu schalom alejchäm» anstimmten. Mehala Thevaraja hatte für den Friedenswunsch aus dem Hinduismus ein Zitat von Mahatma Gandhi gewählt: Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn der Frieden ist der Weg. Imam Nimetullah Veseli rezitierte eine Sure aus dem Koran. Es war das erste Mal in der Geschichte des St. Johann, dass ein islamischer Gesang den Kirchenraum erfüllte. Der reformierte Pfarrer ­Joachim Finger folgte mit zwei ­Seligpreisungen aus der Bergpredigt in griechischer Sprache. Das Friedens­gebet der eritreisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche beinhaltete Verse aus Psalm 86. Und schliesslich lasen Sima und Ali Buff den Friedenswunsch aus dem schiitischen Islam.

Mut und Hoffnung

Die Menschen in den Kirchenbänken liessen die Lesungen und meditativen Gesänge in fremden Sprachen auf sich wirken. Spürbar war das gemeinsame Einstehen für den Frieden, das an diesem Anlass alle verband. Auf der Bühne war eine Weltkarte ausgebreitet. Nach den Fürbitten, welche die Gemeinde entweder mit dem volkstümlichen Kirchengesang «Hospodi pomy-luj» aus der Westukraine oder mit einem «Kyrie eleison» beantwortete, lud der christkatholische Pfarrer Klaus Gross ein, nach vorne zu kommen und brennende Kerzen auf die Karte zu stellen als Zeichen für Solidarität. Es bildeten sich lange Schlangen von Menschen, die eine Kerze platzieren wollten. Dazu wurde das Lied «Dona nobis pacem» gesungen. Für viele war dies der bewegendste Moment der Feier, manchen kamen die Tränen. Das Ausgangsspiel der Musikerinnen und Musiker drückte Mut und Hoffnung aus.

Unsere Empfehlungen

«Bevor ich sterbe …»

«Bevor ich sterbe …»

Ein schwarzer Kubus auf dem Schaffhauser Fronwagplatz trägt die Wünsche von Passanten, was sie tun wollen, bevor sie sterben. Die Aktion zeigt, wie wichtig es ist, vor dem Tod zu leben.
«Meine Akte war immer schon vor mir da»

«Meine Akte war immer schon vor mir da»

Die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen tragen schwer an dem Unrecht, das ihnen angetan wurde. Bei der Aufarbeitung sind Staat und Kirchen in der Pflicht, findet Markus Plüss, der Betroffene begleitet. Eine multimediale Plattform soll die Schicksale nun sichtbarer machen.