Das Licht nicht unter den Scheffel stellen
Ab 8.30 Uhr nimmt der Lärmpegel beim Begrüssungskaffee im Foyer zu, es entstehen Gespräche über die eigene Kirchgemeinde hinaus.
Gemeinsam unterwegs
Um 9 Uhr startet die Tageskonferenz im Plenum. Michael Giger von der «Arbeitsstelle Jugend und Geistliche Begleitung» kann über 100 kirchliche Mitarbeitende begrüssen. Kirchenrat Urs Noser, Diakon in Altstätten, erinnert an die vier Säulen des Konzepts zur «Geistlichen Begleitung». Es gehe jetzt darum, dieses Konzept als Ganzes zu denken und zu leben, es als Gemeindebaukonzept umzusetzen, sodass alle Kinder und Jugendlichen durch Feiern, durch Bildung, durch glaubwürdige Begleitung und die Erlebnisse in Freizeiten mit der Frohen Botschaft in Kontakt kommen. Durch verstärkten Dialog sollen die verschiedenen Gefässe von der Sonntagsschule über «Fire mit de Chline», den Religionsunterricht oder die Jugendgruppe aufeinander abgestimmt werden. So könne erlebbar werden, wie die Kirchgemeinde als Gemeinschaft unterwegs ist, um möglichst vielseitig den Bezug zur geistlichen Dimension zu pflegen.
Von der Erkenntnis zur Essenz
Die Jahreskonferenz Geistliche Begleitung wird von mehreren Arbeitsstellen der Kantonalkirche getragen. Deren Know-how kommt in der Gruppenarbeit zum Tragen. Praktische Übungen helfen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Es wird erlebbar, wie wichtig in der Gemeinde die Koordination und die Zusammenarbeit sind. Man tauscht die Erkenntnisse aus und versucht Einsichten prägnant zu formulieren. – Aber finden wir Worte, die alle verstehen und die gegen aussen kommuniziert werden können?
Die Angebote für Kinder und Jugendliche sollen lässig und lustvoll sein. Aber müssen wir in der Kirche nicht eher von Lebensfreude sprechen, da der blosse Spass sich schnell totlaufen kann? Und woher nährt sich die Lebensfreude? Was ist das passende Wort für den «geistlichen Input»? Sollen wir es Glaube nennen oder eher von Lebenssinn sprechen? – Interessiert hören sich dann alle an, wie jede Gruppe ihre Erkenntnis zur Essenz formuliert.
Von der Bedeutung der Vorbilder
Wieder im Plenum reflektiert eine Mutter die geistliche Begleitung ihrer Kinder, ein Vater erzählt, wie er inzwischen selber die Erlebnisprogramme seiner Kirchgemeinde koordiniert, und eine Mitarbeitende zeigt auf, wie sie über das «Singen mit Kindern» im Leben der Kirchgemeinde ihren Platz gefunden hat. Auch drei Jugendliche berichten, wie sie mit den Angeboten ihrer Kirchgemeinde in Berührung gekommen sind und wie der Wunsch geweckt wurde, sich selber einzubringen. Alle drei haben den von der Arbeitsstelle Junge Erwachsene angebotenen Kurs «first steps» besucht.
Am Nachmittag werden sechs Workshops angeboten. In einem wird gefragt, was in der eigenen Biografie Auslöser war, sich in der Kirche zu engagieren. So will man dem Klima, dem Milieu auf die Spur kommen, das Kindern und Jugendlichen den Weg zum Glauben eröffnen kann.
Vieles läuft über persönliche Kontakte, über Vorbilder. Wie kann Kirche «entstaubt» werden, wie wird sie verständlich, nimmt Zweifel ernst und wie kann sie kompetent erlebt werden, Sinnzusammenhänge aufzuzeigen oder überzeugend sozial engagiert sein? Bietet sie eine Spielwiese an, wo eigene Fähigkeiten sich entfalten können? Wie wird sie zu einem Ort von Visionen oder der eigenen Berufung? – In der Auswertung wird klar, dass jeder und jede in der Kirchgemeinde Vorbild sein kann, auch einfach durch die positiven Erfahrungen und die Anteilnahme. Oft werden die Wirkungen erst viel später sichtbar. Wie Jesus sagte, sollen wir das eigene Licht nicht unter den Scheffel stellen.
Die Tagung schliesst im Plenum mit improvisiertem Theater der Gruppe Titanic. Kirchenrat Urs Noser wünscht allen neue Impulse, um Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu einem mündigen Christentum begleiten zu können.
Interview und Fotos: Andreas Schwendender – Kirchenbote SG, April 2015
Das Licht nicht unter den Scheffel stellen