News aus dem Kanton St. Gallen

Gedanken eines Tierarztes

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21.08.2018
Des Schweizers und der Schweizerin liebstes Haustier ist nach wie vor die Katze, dann der Hund und anschliessend all die Tierarten, die in einem Käfig oder Gehege in der Wohnung gehalten werden können (Vögel, Hamster, Hasen, Ratten oder auch Fische). Dann folgen die Exoten wie Waschbären, Minischweine, Schlangen oder Giftspinnen.

Schon als Kind war für Filippo Bentivoglio klar, dass er Tierarzt werden wollte. Die ersten fünf Jahre auf dem elterlichen Bauernhof in Italien und die folgenden Jahre, in denen er seine Freizeit auf dem nachbarschaftlichen Bauernhof in Mörschwil verbrachte, prägten ihn. Unterdessen übt er diesen Beruf bereits seit 30 Jahren aus, in einer Kleintierpraxis in der Stadt St. Gallen, wo die klassischen Haustiere und ihre Besitzer seine Stammkunden sind.

«Tiere halten heisst Verantwortung übernehmen.»

Tiere als Ruhepol 
Manches hat sich in dieser Zeit verändert. Früher war ein Grossteil der Menschen vollauf damit beschäftigt, für seine eigenen Lebensbedürfnisse schauen zu müssen; Tiere waren da in erster Linie Nutztiere und spielten eine Nebenrolle. Heutzutage wird wegen der zunehmenden Vereinsamung vieler Menschen das Tier immer mehr zum Partnerersatz. Und nicht selten sei es auch einfacher, so der Veterinär, mit einem Haustier auszukommen als mit dem Partner oder dem Nachbarn. Tiere sind ausserdem vorurteilslos - ein Pluspunkt in einer Welt, in der wir immer perfekter sein müssen. Tiere sind für manche auch eine Art Ruhepol in einer hektischen, schnellen, digitalen Welt. 

Grenzen der Haustierhaltung 
Es gibt gute Gründe, ein Haustier als Begleiter zu haben. Dass Tiere einen positiven Einfluss auf die Bewohner eines Heims haben, ist unterdessen längst erwiesen. Die Grenzen bei der Tierhaltung sieht Filippo Bentivoglio vor allem dort, wo vor lauter Vermenschlichung des kleinen Mitbewohners die natürlichen Bedürfnisse des Tieres bewusst oder unbewusst nicht genug berücksichtigt werden. Wenn also der dritte Hund eines Besitzers mit den gleichen Symptomen in seine Praxis gebracht wird, dann liegen für ihn die Schwierigkeiten höchstwahrscheinlich nicht bei den Tieren, sondern beim Halter. 

Keine kosmetische Operationen
Auf die Frage, was er in seiner Praxis grundsätzlich nicht mache, gibt Bentivoglio zwei Antworten: zum einen Euthanasie (also das Einschläfern eines Tieres, einfach weil ein Besitzer das zum Beispiel aufgrund seiner geänderten Lebensumstände möchte, ohne dass ein medizinischer Grund vorliegt) und zum andern Operationen aus rein kosmetischen Gründen. Wie bei der Humanmedizin stellen sich auch in der Tiermedizin aufgrund der modernen technischen Möglichkeiten immer mehr die Fragen, was an Behandlungen und Operationen wann noch sinnvoll ist oder nicht. 

Bentivoglios Fazit: Tierbesitzer müssen sich über ihre eigenen Möglichkeiten, die Bedürfnisse der Tiere und ob beides zusammenpasst, im Klaren sein. Dann geht es beiden gut.

 

Text: Marcel Wildi | Fotos: pixabay  – Kirchenbote SG, September 2018

 

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