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Leben & Glauben, Spiritualität

Glauben ohne Wunder

22.04.2021
Unsere Gedankenwelt ist nicht mehr die gleiche wie vor 2000 Jahren. Für aufgeklärte Menschen haben Wunder etwas anstössiges. So stellt sich die Frage: Glauben ohne Wunder, geht das?

Auf die Frage, ob er der Messias sei, antwortet Jesus: «Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.» (Mt 11,5-6)

Ein «Ja» oder ein «Nein». Diese Antwort würde man auf die Frage erwarten, ob er der Messias sei. Doch eine explizite Antwort liefert Jesus nicht. Er verweist stattdessen auf seine Wundertätigkeit: auf Heilungen und Totenauferweckungen. Diese Wunder sind Beleg dafür, dass Gott ihn als Messias gesandt hat. Für die Zuhörer ist klar: In den Wundern zeigt sich Gott. Schliesslich sind die Menschen der Antike vertraut mit Wundergeschichten. Denn diese waren damals nicht nur in der Bibel gang und gäbe. 

Kindisch und Naiv

Bei uns ist das heute anders. Wir haben detaillierten Einblick in biologische, physikalische und medizinische Zusammenhänge. Wir kennen die Zusammensetzung von Atomen. Wir erforschen die Welt der Quanten. Wir glauben zu wissen, was möglich ist und was nicht. Die biblischen Wunder erscheinen kindisch, naiv, wie Märchen oder Zaubertricks. Wenn wir diese Wundergeschichten lesen, ist das für viele kein Grund zum Glauben, sondern Grund für kritische Fragen und Zweifel. Wir suchen nach einer natürlichen Ursache, um die Dinge in unserem Denksystem einzuordnen. Denn unsere Gedankenwelt ist nicht mehr die gleiche wie vor 2000 Jahren. Und so haben Wundergeschichten für uns aufgeklärte Menschen etwas Anstössiges.

Alltagserwartung gesprengt

«Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert», sagt Jesus. Ich denke mir: Gar nicht so einfach, wenn die Wundergeschichten, die erzählt werden, wie aus der Zeit gefallen wirken. Mit Jesu Reden, mit seinen Gleichnissen, mit der Art, wie er mit den Menschen zu seiner Zeit umgegangen ist – mit all dem kann ich etwas anfangen. Aber die Wunder sind doch nicht mehr zu glauben! Ein Glaube ohne Wunder wäre zeitgemässer, geht es mir durch den Kopf.

Aber geht das – ein Glaube ohne Wunder? Muss ich nicht mit einem Gott rechnen, der grösser ist als das, was ich für möglich halte? Anders formuliert: Ist Gott nicht immer noch da zu finden, wo ich mich wundere? Wo ich erstaunt feststelle, dass in meinem Leben Alltagserwartungen gesprengt werden. Durch unvorhergesehene Zuwendung anderer Menschen. Durch Glückserfahrungen, die ich nicht für möglich gehalten habe. Dort, wo ich mit offenem Blick auf die Welt schaue und sehe, wie wundervoll alles eingerichtet ist. Kann nicht auch noch heute das gläubige Herz in solchen Alltagsdingen Gottes Gegenwart in unserer Welt erkennen? Sind das nicht Wunder?

Text: Esther Marchlewitz, Pfarrerin, Rorschach – Kirchenbote SG, Mai 2021

 

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Von roundabout SG-APP (Rahel Schwarz) erfasst am 14.09 2018 11:50

Danke!

Vielen Dank für die Veröffentlichung des Artikels. Wir freuen uns über jedes interessierte Mädchen, über neue Partnerorganisationen oder Workshop-Anfragen. Freundliche Grüsse Rahel Schwarz kantonale Leiterin roundabout SG-APP

Von Anja Knöpfli erfasst am 20.11 2021 20:59

Taufbestätigung

Die Kantonalkirche ist Teil der Evangelisch-Reformierten Kirche Schweiz (Abgekürzt EKS). Diese empfiehlt allen Kantonalkirchen die Taufbestätigung oder Taufferinnerung zu feiern (Kap. 4.4 in der eigenen EKS Broschüre Tsufe in evangelischer Perspektive). Es ist eine Amtshandlung sogar in der Evangelischen Landeskirche Thurgau. https://eks.marc.beta.cubetech.ch/wp-content/uploads/2019/11/biblische_aspekte_taufe_de.pdf Leider wurde mir aber die Taufbestätigung schon verweigert n der Kantonalkirche St.Gallen von einem Pfarrer dieser, da ich Bisexuell bin und es wurde kein Stellvertreter organisiert! Leider hast du anders als im Thurgau kein Recht darauf, da es nicht in der Kirchenordnung von St.Gallen vorkommt! Wer Taufbestätigung auch kennt ist die überregionale Metal Church!

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