News aus dem Kanton St. Gallen

Beten mit Leib und Seele

von Kathrin Wetzig, Journalistin, Walenstadt
min
24.06.2025
Das ist Tanz: sich bewusst zum Rhythmus der Musik bewegen, ausgelassen, allein oder zu zweit, offen oder umschlungen. Es gibt aber auch die sakrale Form des Tanzes, wie sie in Kirchgemeinden angeboten werden: ruhiger, kontemplativer, in Gruppen.

Für die Saronsbundschwester Marianne Bernhard aus Uznach ist tanzen Bestandteil ihres Glaubenslebens. Seit 1990 bietet sie Tanzen als «Gebet für Leib und Seele» an. 

Berührung stösst Prozess an

In Exerzitien und Kursen hat sie erlebt, wie positiv diese Form des Gebetes auf Körper und Geist wirkten. Dies brachte die Schwester auf die Idee, selbst sakralen Tanz in der Gemeinde anzubieten. Zunächst kam nur eine kleine Gruppe zusammen. Zwei Jahre später hatte sich das Angebot etabliert. Für Schwester Marianne war klar: «Einmal im Jahr sollte diese Form des Tanzes auch sichtbar im Gottesdienst ausgelebt werden.» So tanzt sie jeweils mit einer Gruppe im Osternachtsgottesdienst. Einmal wurde sogar am Ewigkeitssonntag getanzt. Mit Scherben und Licht brachten die Tanzenden dabei die Zerbrechlichkeit und das Strahlen dieses besonderen Tages in das getanzte Gebet. Was an dieser Ausdrucksform zunächst befremdete, brachte die Erkenntnis, dass der Zustand der Trauer nicht statisch ist, sondern durchschritten werden will, um so wieder zurück ins Licht zu finden. Die einfachen Bewegungen, die ruhigen und beschwingten Tanzschritte, die Berührungen der Hände setzen auch innerlich einen Prozess in Gang. Trauer und Freude – beides darf sein. Während der Exerzitien und der Einkehrtage ist Tanzen eine Meditationsform. Wie ein Gebet. 

Im Tanz auf Gott hören

In ihren letzten Berufsjahren machte die Schwester die Exerzitienleiterinnenausbildung. Das Thema ihrer Diplomarbeit lautete «Exerzitien und getanztes Gebet». Darin zitierte sie auch den Jesuiten Josef Sudbrack (1925 – 2010), einen Mystikforscher: «Die Einbeziehung des Leibes mit all seinen Sinnen und in seiner Motorik schenkt der inneren Erfahrung neue Intensität. Das betende Hinhören auf Gott, das Finden Gottes in allen Dingen und Gegebenheiten, kann ebenso in der Tanzbewegung geschehen. … So wird auch die Tanzerfahrung in sich selbst ein betendes Hören auf Gott in der eigenen Leiblichkeit.»

Die Einkehrtage in Uznach sind eintägige Exerzitien zu einem bestimmten biblischen Thema. Im Schweigen werden die einfachen Tänze einstudiert. Bestandteile im Ablauf des Tages sind auch Textlesung, Vertiefung und Meditation. Eine kleine Feier rundet den Tag ab. Erfüllt und gesegnet geht man in den Alltag zurück.

Für Schwester Marianne Bernhard vom Saronsbund ist Tanzen eine Meditationsform. Foto: Katrin Wetzig

Für Schwester Marianne Bernhard vom Saronsbund ist Tanzen eine Meditationsform. Foto: Katrin Wetzig

Unsere Empfehlungen

«Die Musik geht mitten ins Herz»

«Die Musik geht mitten ins Herz»

«Oh Happy Day», «Amazing Grace» oder «He Knows my Name» — Gospelsongs öffnen das Herz, loben, danken, sprechen von der Hoffnung, die aus dem Glauben entspringt, und verbinden. Zum Beispiel bei Gospel im Werdenberg.