News aus dem Kanton St. Gallen

Ein Leben für die Kunst

von Elisabeth Blanco
min
28.04.2025
Am 1. Mai wäre Fredi Kobel 100 Jahre alt geworden. Der Künstler hat in St. Gallen viele Spuren hinterlassen – unter anderem in den St. Galler Kirchen Rotmonten und St. Mangen.

Fredi Kobel wuchs in St. Gallen auf und besuchte dort die Kunstgewerbeschule. Nach einem Volontariat bei Fritz Butz machte er sich als Illustrator selbstständig. 1959 studierte er an der Académie Lhote von André Lhote in Paris. Parallel dazu baute er an seiner Karriere als freischaffender Künstler. Mit Fresken, Glasmalereien und Mosaiken an Schulbauten und Kirchen wurde er in der Ostschweiz bekannt. Seine Frau Ida, die ebenfalls künstlerisch tätig war, unterstützte ihn dabei massgeblich. Bei einem internationalen Wettbewerb erhielt er den ersten Preis für seinen farbigen Holzschnitte in einer Bibelillustration und 1962 wurde ihm der Anerkennungspreis der Stadt St. Gallen verliehen.

Kunst in sakralen Räumen

Ein Schlüsselerlebnis in seiner Jugendzeit brachte Fredi Kobel zur kirchlichen Kunst. Im Alter von 20 Jahren, während eines Spitalaufenthalts aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung, fiel einer Pflegerin eine seiner Skizzen auf, die einen Christuskopf mit Dornenkrone zeigte. Dieses Werk beeindruckte einen Pater so sehr, dass es auf seine Initiative hin in einer Zeitschrift veröffentlicht wurde. Damit begann eine intensive Auseinandersetzung von Fredi Kobel mit sakralen Themen. Ab Ende 1950 widmete er sich der Gestaltung kirchlicher Räume. Besonders bekannt wurde seine Arbeit 1963 in der Kreuzkirche Wil mit Darstellungen biblischer Gleichnisse an der Chorwand. Später folgten Glasmalereien in zahlreichen Kirchen in St. Gallen – unter anderem in St. Mangen und Rotmonten. Herausragende Werke, die durch klare Symbolik und harmonisches Farbspiel berühren, schuf er auch in den evangelischen Kirchen Diepoldsau und Rehetobel.

Neben seinem künstlerischen Schaffen prägte Fredi Kobel Generationen von Kunstschülern. An der Schule für Gestaltung in St. Gallen lehrte er nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch die Bedeutung der Authentizität in der Kunst. Er forderte seine Schüler auf, stets ihrem eigenen Ausdruck zu folgen und sich von inneren Überzeugungen leiten zu lassen. Dieser Ansatz prägte seine Tätigkeit als Lehrer und machte ihn zu einem geschätzten Mentor.

Vermächtnis eines Künstlers

Fredi Kobel verstarb am 25. Januar 2011 in Sri Lanka und hinterließ ein beeindruckendes künstlerisches Erbe. Seine Werke, die oft eine mystische Verbundenheit zur Natur zeigen, zeugen von seiner tiefen Spiritualität und seinem unverkennbaren Stil. Bis heute ist sein künstlerisches Schaffen an vielen Orten sicht- und erlebbar.

fikobel.com

Bild: zvg
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