Jesus verflucht Baum
«Und er sagt zu ihm: ‹nie mehr soll Frucht aus dir hervorgehen in Ewigkeit›, und der Feigenbaum verdorrte auf der Stelle.» (Matthäus 21,19b)
Der arme Feigenbaum. Der kann doch nichts dafür. Er steht einfach da und spaltet CO2. Dann kommt Jesus vorbei. Und direkt vor dem armen Feigenbaum erleidet Jesus – hier wohl ganz Mensch – einen totalen Kontrollverlust. Er lässt all seine Aggressionen an dem bemitleidenswerten Gehölz aus. Er verflucht diesen x-beliebigen Baum am Strassenrand. Zu allem Übel kostet die Aktion den armen Baum das Leben. Und das alles passiert auch noch vor Publikum. Sonst hätte es diese peinliche Geschichte nicht in die Bibel geschafft. Wie unangenehm für beide – für Jesus und den Baum.
Andererseits: Es ist doch besser, Jesus lässt seine Wut an der Botanik aus, als an den Menschen. Vielleicht hätte sonst ja ein Jünger Jesu Zorn zu spüren bekommen. Oder irgendein Gesprächspartner, der mit einer Frage nervt. Da ist es wirklich besser, einen Baum zu verfluchen …
So gesehen: Vielleicht versuche ich das demnächst mal, wenn ich wütend bin. Wir haben auch einen Feigenbaum im Pfarrgarten. Oder vielleicht auch nicht.
(Un-)heilige Verse in der Bibel
Die Bibel enthält nicht nur Wohlfühlzitate. Da gibt es auch schräge und verstörende Verse. Ihnen widmet sich in der neuen Serie jeweils eine Pfarrerin oder ein Pfarrer – ohne das Befremdliche an den Texten wegerklären zu wollen.
Sind auch Sie auf eine Bibelstelle gestossen, die Ihnen sauer aufstösst oder ein ungläubiges Lachen entlockt? Dann schreiben Sie den Vers in die Kommentare.
Jesus verflucht Baum