Spruch über Glatze – tot!
Kleine Knaben machten sich über ihn lustig und riefen ihm zu: ‹Komm herauf, Kahlkopf!› […] Da verfluchte er sie im Namen des Herrn. Und aus dem Wald kamen zwei Bärinnen und rissen 42 von den Kindern in Stücke.
Es gibt Bibelverse, die der eigenen Moral widersprechen. Natürlich kann man versuchen, einen Sinn darin zu finden. Etwa so: Elischa war auf dem Weg nach Bethel, dem Ort, der mit seinem goldenen Kalb für den Mischglauben des Nordreichs stand und sich gegen die Zehn Gebote wandte. Die kleinen Knaben standen stellvertretend für die Ablehnung des Propheten. Wenn sie Elischa verhöhnen, dann lästern sie zugleich Gott. Wenn Elischas Fluch im Namen des Gottes Israels wirksam ist, dann steht er in der Autorität seines Vorgängers Elija, dessen Fluch 100 Männer tötete (2. Könige 1,1-17). Dennoch bleibt, dass die Rache aus heutiger Sicht unverhältnismässig ist.
Vielleicht ist das die Lehre, die ich daraus ziehen kann: Bis heute steigert sich Rache. «Auge um Auge – Zahn um Zahn» durchbricht die Eskalation. Man soll nicht mehr bezahlen, als man verschuldet hat. Das würde ich mir für die heutige Politik wünschen, insbesondere in Israel, wo Elischa einst wirkte. Das ist noch weit entfernt von der Ethik Jesu, der sich, auf seinem Weg ans Kreuz, gegen die Rache an Andersgläubigen wandte (Lukas 9,51-55). Aber für das Zusammenleben ist es ein probater Weg.
(Un-)heilige Verse in der Bibel
Die Bibel enthält nicht nur Wohlfühlzitate. Da gibt es auch schräge und verstörende Verse. Ihnen widmet sich in der neuen Serie jeweils eine Pfarrerin oder ein Pfarrer – ohne das Befremdliche an den Texten wegerklären zu wollen.
Sind auch Sie auf eine Bibelstelle gestossen, die Ihnen sauer aufstösst oder ein ungläubiges Lachen entlockt? Dann schreiben Sie den Vers in die Kommentare.
Spruch über Glatze – tot!