Mit der Hölle drohen
Wenn dich aber dein rechtes Auge verführt, so reiss es aus und wirf’s von dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verdirbt, als dass dein ganzer Leib zur Hölle fährt.
Dieser Vers steht in der Bergpredigt. Wo die Zürcher Bibel mit Hölle übersetzt, steht Gehenna. Dies ist das Hinnom-Tal bei Jerusalem, wo in der Vision des Propheten Jesaja die nicht begrabenen Leichen herumliegen. Ein Ort der Schande, der zum Inbegriff der Hölle auf Erden wurde; schrecklich und skurril ausgemalt. Dort stirbt der Wurm nicht, verlischt das Feuer nicht. Das Buch Jesaja skizziert den Gegenpol der ewigen Anbetung Gottes auf dem Tempelberg. Beides liegt dicht beieinander.
Das von Jesus in der Bergpredigt geschilderte neue Gottesreich lebt von diesem Kontrast, der durch Aufforderungen zur Selbstverstümmelung – das Auge ausreissen, im nächsten Vers: die Hand abhacken – aufgenommen wird. Es wäre besser, äusserlich auszudrücken, was innerlich nicht stimmt, als darüber hinwegzugehen. Denn davon redet Jesus zuvor, wenn das Gebot «Du sollst nicht ehebrechen» scheinbar gehalten wird, aber jemand eine Frau durch einen begehrlichen Blick entwürdigt und für sich instrumentalisiert. Ob Jesus dabei nur an Männer dachte oder auch an Frauen, bleibt unausgesprochen.
(Un-)heilige Verse in der Bibel
Die Bibel enthält manch anstössige, schräge und skurrile Stellen. Eine solche bekommt in dieser Serie jeweils eine Pfarrperson vorgesetzt. Sind auch Sie auf einen Vers gestossen, der Ihnen sauer aufstösst oder ein ungläubiges Lachen entlockt? Dann schreiben Sie den Vers in die Kommentare.
Mit der Hölle drohen