Was ich von meinem Predigen erhoffe
Der Gottesbeziehung dienen
Ich verstehe die Predigt als Teil des ganzen Gottesdienstes. Dort stellen wir unser Leben in einen Gottesbezug. Wir wenden uns Gott zu und lassen gleichzeitig zu, dass Gott uns berührt. Meine Predigt stellt sich in diesen Dienst. Anhand der Texte empfinde ich das Suchen und Finden und Erfahren Gottes der biblischen Menschen nach, und gleichermassen empfinde ich die Zusagen Gottes an die Menschen nach. In der Predigt deute ich uns und unser Leben vor Gott und bringe das zur Sprache.
Pfr. Philippe Müller, Ebnat-Kappel
Überzeugen, Unterhalten, Berühren
Ich erhoffe mir drei Dinge von einer Predigt. Erstens, dass sie von meinem Standpunkt überzeugt. Zweitens, dass sie für die Hörerinnen und Hörer eine Unterhaltung ist. Drittens, dass sie ihre Herzen berührt. Während die ersten beiden Punkte oft Handwerk sind, ist das dritte Ziel Geschenk und Gnade.
Daniel Klingenberg, Pfarramt Krinau und Klinikseelsorge Davos-Clavadel
Zuspruch und Ermunterung
Am Anfang jeder Predigt steht das Evangelium: Zuspruch, Ermutigung, eine neue Perspektive, Trost, Verheissung, ein konstruktiver Gedanke. Verkündigung heisst, das Evangelium in den Raum zu stellen, damit die Hörer – durchaus aktiv – sich davon nehmen, was sie aufbaut. Ebenso wichtig ist mir, dass die Predigthörer den Predigttext verstehen. Das kann nur geschehen, wenn ich in der Vorbereitung mir die Hörer vorstelle.
Pfr. Helmut Heck, Sennwald
Glauben wecken und vertiefen
Wenn ich predige, dann möchte ich bei den Zuhörenden Glauben wecken und Glauben vertiefen. Die Gottesdienstfeiernden sollen dem dreieinigen Gott begegnen und ihn näher kennenlernen können. Sie sollen in ihrer persönlichen Nachfolge von Jesus Christus gestärkt und gefördert werden. Dabei bete ich, dass der Heilige Geist, der mir schon bei der Vorbereitung geholfen hat, meine Worte erfüllt und sie zu seinen Worten macht.
Pfr. Stefan Lippuner, St.Gallen C, Pfarramt Linsebühl
Manchmal auch irritierend
Was die Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmer erfahren, erleiden, erhoffen, glauben und bezweifeln, möchte ich mit den Lebens- und Glaubenserfahrungen der Menschen aus der Bibel ins Gespräch bringen. Ermutigend, erhellend, manchmal auch irritierend oder provozierend.
Pfr. Markus Unholz, St.Gallen C,
Pfarramt St.Georgen
Das Wunder über die Zeiten retten
Für mich persönlich ist die Bibel ein Wunder, weil sie Erfahrungen von Menschen mit Gott aus alter Zeit bewahrt, die uns immer noch ansprechen wollen. Meine Predigt will dieser Ansprache über die Zeiten hinweg den Weg bereiten – eine grosse Aufgabe, aber nicht weniger versuche ich.
Dabei empfinde ich das Predigen wie das Tun eines Dirigenten, der ein altes Musikstück neu zum Klingen bringen will – in der Hoffnung, es möge das Publikum im Innersten berühren. Dass das meiner Predigt am Ende gelingt, habe ich nicht in der Hand. Doch der, von dem das Wort kommt, er will es immer noch lebendig werden lassen.
Pfr. Dr. Martin Heimbucher, Kirchgemeinde Gaiserwald, Pfarramt Abtwil
Lust auf Leben und Glauben
Ich möchte etwas von den Gedanken eines Predigttextes in den Menschen, die mir zuhören, zum Leuchten bringen, sie berühren, auf dass sie aus dem Gottesdienst gestärkt und mit Lust aufs Leben und den Glauben in die Woche gehen. Damit liegt die Latte hoch, und ich sage nicht, dass ich dieses Ziel oft erreiche. Doch auf jedem Predigtweg habe ich dieses Ziel vor Augen.
Birke Horváth-Müller, St.Gallen-Tablat, Ökumenische Gemeinde Halden
Die Menschen näher zu Gott bringen
Seit frühester Kindheit bin ich begeistert vom dreieinigen Gott, der Bibel und ihrer Botschaft. Diese Begeisterung möchte ich natürlich an meine Zuhörer weitergeben. Ebenso gefällt mir der Leitsatz unserer Kantonalkirche sehr gut: Nahe bei Gott – nahe bei den Menschen. Ich würde darum meine Motivation für mein Predigen in einem Satz zusammenfassen: Ich möchte die Menschen näher zu Gott bringen.
Marcel Wildi, Buchs
Bibelworte aktualisieren
Ich empfinde es als Privileg, als Pfarrer Sonntag für Sonntag biblische Geschichten und Leitgedanken in die heutige Zeit hinein übersetzen zu können. Sie sind zeitlos wertvoll, und ich kann helfen, sie zu aktualisieren. Ich predige dabei immer zuerst mir selber. Ich bin in nichtkirchlichen Kreisen aufgewachsen. Wenn ich an einer Predigt schreibe, habe ich immer einen fiktiven Predigthörer im Hinterkopf, der mit Kirche und Glaube wenig am Hut hat. Wenn ich überzeugt bin, dass dieser kritische, moderne Mensch mit der Predigt etwas anfangen könnte, dann gehe ich am Sonntagmorgen mit einem guten Gefühl in die Kirche.
Pfr. Klaus Steinmetz, Thal-Lutzenberg
Ermutigung zum Leben
Manfred Josuttis sagte uns am Rande eines Predigt-Seminars: «Seid euch bewusst, dass in jedem Gottesdienst mindestens ein Mensch sitzt, welcher der Verzweiflung nahe ist! Ihr sollt den Gottesdienst und insbesondere die Predigt so gestalten, dass dieser Mensch sich am Ende sagt: ‹Es lohnt sich doch› und ermutigt seinen Weg geht.» Predigt ist für mich Ermutigung zum Leben, zum einen, und zum andern auf sorgfältiger Auslegung eines biblischen Textes ruhende Verkündigung! Sie kann trösten, mahnen, aufrütteln oder zum politischen Handeln auffordern. Sie soll Gottes Wahrheit wie ein wärmender Mantel um die Zuhörer legen. Sie gibt die Botschaft von Gottes Barmherzigkeit weiter, wie frisches Wasser. Sie ist Wegweisung und Hilfe für die persönliche Frömmigkeit. Sie kann aber nur hilfreich sein, wenn ich mich als Theologe selber vom Wort Gottes berühren lasse und ich die Fragen und Nöte der Zuhörer kenne! So ist sie lebendiges Wort Gottes, wie die Reformatoren sagen!
Pfr. Klaus Stahlberger, Straubenzell St.Gallen West
Kirchenbote SG, September 2015
Was ich von meinem Predigen erhoffe