«Viele von Ihnen erinnern sich wohl noch», sagte Boris Züst, Synodaler aus Berneck-Au-Heerbrugg, beim Eintreten zum Antrag für eine vorberatende Kommission «Zunkunft St. Galler Kirche». «Vor einem Jahr sind wir, das Kirchenparlament, nicht eingetreten auf die Frage, ob eine Verfassungsreform dringlich sei.» Grund dafür war auch Corona. Denn mit Maske, Abstand und erst noch in einer Kirche als Versammlungsort lasse sich nur schwerlich diskutieren. Das habe eine Gruppe von Synodalen «gewurmt», erzählt Züst, und habe sich darum ein paar Monate später getroffen mit der Frage: Wie weiter? Denn einerseits sei die Kirchenverfassung früher oder später zu revidieren und andererseits brauche es für eine solche Re-vision eine Vision.
Kommission bestellt
«Nun sitzen wir wieder hier in der Kirche, wieder mit Maske und Abstand - und ich bitte Sie um Eintreten für diese Kommission.» Denn auch jetzt lasse sich hier nur schwer diskutieren. Darum brauche es andere Orte dazu. Zudem habe der Kirchenrat vor einem Jahr den Ball zu Fragen der Verfassungsrevision der Synode zugespielt. Diesen Ball nehme man gerne an. Die Synode folgte Züsts Argumenten und kam dem Antrag nach. Sie beschloss Eintreten und bewilligte anschliessend die Bildung einer gemischten Kommission «Zukunft St.Galler Kirche». Sie setzt sich aus Synodalen und mindestens einer Vertretung aus dem Kirchenrat zusammen. Der Kirchenrat begrüsse diese Form der Zusammenarbeit von Exekutive und Legislative, sagte Martin Schmidt, Präsident des Kirchenrates.
Die Kommission hat die Aufgabe, zu prüfen, ob und inwieweit eine Revision der Verfassung sinnvoll ist. Zudem entwickelt sie Zukunftsszenarien für die St.Galler Kirche. Sie hat bis spätestens in drei Jahren einen Bericht vorzulegen.
Über 40 Jahre geweibelt
Weil es sich in der Laurenzenkirche eben nur schwerlich diskutieren liess, gingen auch die weiteren Geschäfte des Kirchenparlamentes rasch über die Bühne. Es genehmigte das Budget 2022 und erliess einstimmig Übergangsbestimmungen wegen des Wegfalls des Faches ERG-Kirchen. Der Voranschlag der Kantonalkirche sieht bei einem Aufwand von rund 21,8 Millionen Franken einen Rückschlag von 340 000 Franken vor. Wegen der Corona-Pandemie rechnet der Kirchenrat im kommenden Jahr mit knapp 700 000 Franken weniger Steuereinnahmen.
Ganz zum Schluss verabschiedete sich das das Parlament von ihrem Weibel Hans Mischler. Zum letzten Mal waltete er seines Amtes. Teilte Stimmzettel aus, sammelte Voten und Spesenzettel ein oder ergänzte fehlende Unterlagen. Während über 40 Jahren oder bei 81 Parlamentssitzungen hat er das gemacht. Mit einem langanhaltenden Applaus sagte ihm die Synode Adieu.
Text | Fotos: Andreas Ackermann/kid – Kirchenbote SG, 7. Dezember 2021
Kommission für Vision und Revision