Jesus fährt seine Mutter an
Und als der Wein ausging, sagt die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Und Jesus sagt zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?
Mütter können ganz schön auf den Nerv gehen (Väter auch, behaupten meine Kinder). Dabei meinen sie es fast immer nur gut. So wie Maria damals mit jenen Hohlköpfen, die ihre Hochzeitsparty in Kana falsch geplant hatten. Sie dachte, was Mütter oft denken, wenn sie stolz sind auf ihren Nachwuchs: Mein genialer Sohn kann sicher helfen!
Dass sich Jesus darüber nervte, leuchtet also ein. Wir kennen ähnliche Reaktionen, wenn Eltern uns zuständig machen für Situationen, die uns nichts angehen. Bibelkommentare entdecken in der Reaktion Jesu tief reichende theologische Zusammenhänge, die sicher berechtigt sind. Seine schlechte Laune fasziniert mich allerdings mehr. Weil die Bibel so schnörkellos ehrlich darüber erzählt. Wir können davon ausgehen, dass es mündlich – auf Aramäisch – noch weniger edel tönte als in unserer Übersetzung. Jesus: nicht nur der liebevolle Sohn, wie man ihn sich als Mutter wünscht. Sogar beim Gottessohn herrschte nicht nur unantastbare Harmonie.
Und Maria? Sie nimmt seine unwirsche Reaktion schlicht nicht zur Kenntnis. Grossartig! Sie vertraut seinem wahren Kern. Sie hat recht damit. «Dann halt», sagt sich Jesus offensichtlich – und verwandelt Wasser in Wein.
(Un-)heilige Verse in der Bibel
Die Bibel enthält manch anstössige Stellen. Eine solche bekommt in dieser Serie jeweils eine Pfarrperson vorgesetzt. Sind auch Sie auf einen Vers gestossen, der Ihnen sauer aufstösst oder ein ungläubiges Lachen entlockt? Dann schreiben Sie den Vers in die Kommentare.
Jesus fährt seine Mutter an