Wie Fälschungen Geschichte schrieben
Gründungsurkunde des Vatikan
Anfang des 4. Jahrhunderts gewährte der römische Kaiser Konstantin Papst Silvester die Oberherrschaft über Rom. Das bezeugt eine Urkunde. Doch diese ist eine Fälschung aus dem 8. Jahrhundert, vermutlich, um den Anspruch des Kirchenstaates zu untermauern. 754 soll dann Pippin – der Vater Karls des Grossen – den Kirchenstaat gestiftet haben. Ob diese «Pippinsche Schenkung» echt ist, ist allerdings ebenfalls umstritten.
Der Gigant von Cardiff
In Cardiff, im US-Bundesstaat New York, entdeckten Bauarbeiter 1869 einen Riesen aus Stein. Bibeltreue Amerikaner erinnerten sich sofort an die Stelle in Genesis 6,4: «In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen.» Der Publikumsandrang war enorm. Doch dann die Enthüllung: Der Gigant war ein Streich eines Atheisten, der sich mit einem Pfarrer über die wörtliche Bibelauslegung gestritten hatte. Damit wollte er ihn auf die Schippe nehmen.
Protokolle der Weisen von Zion
Kaum eine Fälschung hatte eine derart verheerende Wirkung wie die «Protokolle der Weisen von Zion». Das antisemitische Pamphlet erschien erstmals 1903 in der zaristischen Presse. Es handelt sich um eine angebliche Mitschrift jüdischer Geheimsitzungen zum Ziel der «Weltherrschaft des Judentums». Obwohl es 1921 als Fälschung entlarvt wurde, verbreiteten es die Nationalsozialisten, um Hass auf Juden zu schüren. Bis heute sind Versatzstücke der «Protokolle» in antisemitischen Verschwörungserzählungen populär.
Der Kunstfälscher
Über hundert Gemälde bekannter Meister fälschte der Kunstmaler Wolfgang Beltracchi. Zum Verhängnis wurde ihm, dass er bei einem Bild eine fertige Tube benutzte, anstatt die Farben selbst anzumischen. Die Tube enthielt Stoffe, die zur angeblichen Entstehungszeit des Bildes noch nicht verwendet wurden. Die Deliktsumme Beltracchis wird auf über 16 Millionen Euro geschätzt. Die Fälschungen machten ihn aber auch populär: Heute sind seine eigenen Bilder gefragter denn je.
Wie Fälschungen Geschichte schrieben